2024-10-30 04:55:37
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Umfragen zur US-Wahl: Korrekte Prognose "bloßes Wunschdenken"

(AFP) Der Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl 2016 kam völlig überraschend: In den Umfragen war die Demokratin Hillary Clinton die klare Favoritin gewesen. Und auch 2020 fiel der Vorsprung von Joe Biden geringer aus, als die Meinungsforscher es vorhergesagt hatten.

Wie zuverlässig sind also die Erhebungen, die für die Wahl am Dienstag ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Vize-Präsidentin Kamala Harris prognostizieren?

Das Kernproblem hat sich seit Trumps Überraschungserfolg 2016 nicht geändert: Ein großer Teil seiner Wählerschaft weigert sich Experten zufolge an Umfragen teilzunehmen.

"Wir haben kein Wundermittel dagegen gefunden", sagt Courtney Kennedy vom Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center in Washington. Mit unterschiedlichen Methoden versuchen die Forscher, diese Fehlerquelle zu beheben.

"2020 schrien uns viele Leute am Telefon einfach nur 'Trump!' entgegen und legten auf", sagt Don Levy, Leiter des Siena College Research Institute, das viel beachtete Umfragen im Auftrag der "New York Times" erhebt.

Damals berücksichtigten die Forscher diese Befragten nicht.

Inzwischen registriert Siena auch Antworten von Menschen, die auflegen bevor alle Fragen gestellt sind. Außerdem rufe das Institut Personen, die beim ersten Mal nicht abheben mehrmals an, um "mehr potenzielle Trump-Wähler" zu erreichen, sagt Levy.

Bei Pew hingegen können die Befragten jetzt online und telefonisch antworten.

"So bekommen wir sehr unterschiedliche Menschen, die auf diese unterschiedlichen Arten teilnehmen", sagt Kennedy.

Entscheidend für das Ergebnis einer Umfrage ist auch, wie die Antworten gewichtet werden. Wenn eine bestimmte Gruppe in den Daten im Vergleich zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung unterrepräsentiert ist - beispielsweise Republikaner aus ländlichen Gebieten - bekommen diese Antworten bei der Auswertung in der Regel mehr Gewicht, um so Lücken in der Stichprobe zu kompensieren.

Doch die Demoskopen wissen nicht, wie die Wählerschaft sich dieses Jahr genau zusammensetzen wird.

Sie können nur auf Grundlage der Daten früherer Wahlen und anderer Faktoren Annahmen treffen, wer am 5. November seine Stimme abgeben wird.

Joshua Clinton von der Vanderbilt University in Nashville hat Bedenken bei einer Gewichtung, die ausschließlich auf früheren Wahlen basiert.

"Angenommen, es gibt mehr Enthusiasmus unter den Demokraten als unter den Republikanern, dann wird eine Gewichtung auf Basis von 2020 die Unterstützung unter den Demokraten in der Umfrage unterschätzen", sagt der Politikprofessor. Erst wenn die tatsächlichen Wählerdaten vorliegen, wüssten die Meinungsforscher, ob ihre Gewichtung richtig war.

Clinton warnt vor einem weiteren Risiko: Da der Fokus bei den Instituten auf den Trump-Wählern liege, liefen sie Gefahr, Stimmen der Demokraten unterzubewerten.

Nach 2016 und 2020 "könnte man versucht sein, zu dem Schluss zu kommen, dass die Umfragen immer die Republikaner unterschätzen, aber das stimmt nicht", sagt der Politologe.

In Michigan, einem Schlüsselstaat bei der Präsidentschaftswahl, hätten die Umfragen die Unterstützung der Demokraten bei den Zwischenwahlen 2022 zu niedrig angegeben.

"Wer weiß, was 2024 passieren wird?"

Es könnte auch "schüchterne Harris-Wähler" geben, die sich nicht öffentlich zu der demokratischen Kandidatin bekennen, weil sie vielleicht unter überzeugten Trump-Fans leben, vermutet er Levy vom Siena College Research Institute.

Der Wahlforscher Kennedy vom Pew Institut hingegen glaubt nicht, dass die Demokraten bei den Befragungen dieses Jahr unterrepräsentiert sind.

"Ich habe genug Daten gesehen, um zu wissen, dass es für Umfragen wirklich schwierig ist, genügend Trump-Anhänger zu erreichen", sagt sie.

Das Rennen ist so knapp, dass der Abstand zwischen den Kandidaten innerhalb der Fehlerspanne der Umfragen liegt.

"Da sollten wir uns wirklich eingestehen, dass es unentschieden steht, und nicht so tun, als könnten wir die Nachkommastellen richtig hinbekommen", sagt Kennedy. "Das ist bloßes Wunschdenken."

sp/ju

KW

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