2024-12-02 11:14:10
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Schwacher Absatz, Sparpläne, Tarifkonflikt: Volkswagen steckt in der Krise

(AFP) Massive Gewinneinbrüche im dritten Quartal, harte Sparpläne und erste Warnstreiks: Der Autobauer Volkswagen steckt in der Krise. Fast zehn Jahre nach Auffliegen des Dieselskandals sind die Probleme des Unternehmens nach wie vor vielfältig.

Schwächelnder Automarkt

Die Nachfrage nach neuen Autos in Deutschland und Europa hat das Niveau der Zeit vor der Corona-Pandemie nicht wieder reicht.

Darunter leidet die gesamte Branche, die zugleich die Investitionen in die Umstellung auf die Produktion von E-Autos stemmen muss. VW-Finanzchef Arno Antlitz erklärte kürzlich, dass VW in Europa 500.000 Autos weniger verkaufe als 2019. Das seien die "Verkäufe für rund zwei Werke".

In Deutschland brachen nach dem Wegfall der staatlichen Kaufförderung Ende 2023 die Verkäufe von E-Autos ein.

Insgesamt entwickeln sich die Absätze europaweit bislang nicht so wie erhofft. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sieht auch eine Mitschuld der Hersteller: Insbesondere Volkswagen habe "die Transformation zur E-Mobilität und zum autonomen Fahren verschlafen".

VW und China

Die Entscheidung gegen den Verbrennungsmotor und für die Batterietechnik ist laut DIW "seit langem" gefallen und wurde nicht in Deutschland getroffen, "sondern weltweit und insbesondere in den großen Märkten wie China und den USA".

China ist ohnehin ein wunder Punkt für VW: Die Wolfsburger haben dort in den vergangenen Jahrzehnten stark investiert und auf die Volksrepublik sowohl als Produktionsstandort als auch als Markt gesetzt. Davon zeugen drei Joint Ventures und 39 Fabriken in der Volksrepublik.

2023 wurde VW als wichtigster Autohersteller in China vom örtlichen Konkurrenten BYD abgelöst.

Die Nachfrage nach VW-Verbrennern ist in China eingebrochen und bei E-Autos liegen die dortigen Hersteller vorn. Außerdem gerät das Unternehmen nun im Handelskonflikt der EU mit China zwischen die Fronten.

Die EU-Kommission verhängte Zusatzzölle für E-Autos aus China, von denen auch Volkswagen betroffen ist. Zudem ist die anstehende US-Präsidentschaft von Donald Trump mit großer Unsicherheit behaftet - er kündigte bereits einen hart protektionistischen Kurs an.

Personalkosten

Die Verdienstchancen in der gesamten Automobilbranche sind vergleichsweise gut und speziell VW galt lange als großzügiger Arbeitgeber.

Betriebsbedingte Kündigungen waren jahrelang ausgeschlossen, mit dem neuen Sparkurs bei der Kernmarke seit September ist diese Garantie aber nun aufgekündigt. Derzeit laufen Verhandlungen für einen neuen Haustarifvertrag bei Volkswagen.

Die IG Metall will betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen unbedingt vermeiden.

Experten halten eine Verschlankung des Unternehmens allerdings für unabdingbar. Personalabbau ist im gesamten Autosektor auch wegen der Antriebswende ein Thema.

Der Verband der Automobilindustrie rechnet damit, dass wegen der weniger personalintensiven Produktion von E-Autos bis 2035 im Vergleich zu 2019 rund jede fünfte Stelle wegfallen wird.

Nach Ansicht des Autoexperten Stefan Bratzel produziert VW mit zu vielen Menschen zu wenige Autos.

Die Volkswagen-Kernmarke baute vergangenes Jahr 2,52 Millionen Fahrzeuge mit 200.000 Beschäftigten weltweit - Toyota kam auf fast viermal so viele Autos mit nur doppelt so vielen Beschäftigten.

Standortbedingungen

Die Autobranche klagt wie die gesamte Industrie in Deutschland über im internationalen Vergleich hohe Energiekosten und Steuern, zu viel Bürokratie und teils marode Infrastruktur.

Nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer ist Deutschland "ein Sanierungsfall geworden". "Die Logistikstrukturen funktionieren nicht, die Energiepreise sind die höchsten der Welt, Brücken fallen auseinander und die Bahn versinkt im Chaos. Darunter leidet auch VW", sagte er AFP.

Politischer Einfluss

Das Land Niedersachsen hält gut 20 Prozent der Anteile an VW und hat bei wichtigen Entscheidungen ein Vetorecht.

Auch das sieht Dudenhöffer kritisch. "Der Landesbesitz bei VW ist Gift für das Unternehmen. Die Strukturen sind eingefroren, auf den veränderten Wettbewerb kann nicht reagiert werden."

mb/ilo

KW

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