2025-01-10 20:51:04
human interest
waterway and maritime transport
Transport

Öltanker aus russischer Schattenflotte treibt manövrierunfähig in Ostsee vor Rügen

(AFP) Ein mit rund 99.000 Tonnen Öl beladener Tanker aus der sogenannten russischen Schattenflotte ist am Freitag manövrierunfähig in der Ostsee nördlich der Insel Rügen getrieben. Wie das Havariekommando der Länder am Freitag in Cuxhaven mitteilte, wurde der unter der Flagge Panamas fahrende 274 Meter lange Tanker "Eventin" zunächst von einem Notschlepper gesichert.

Später seien zwei weitere Schlepper in Richtung des Tankers geschickt worden. Ein von Marinefliegern der Bundeswehr betriebenes Sensorflugzeug habe keinen Austritt von Erdöl festgestellt.

Bereits am Nachmittag war es dem zuerst zur "Eventin" gelangten Notschlepper "Bremen Fighter" laut Havariekommando gelungen, den Tanker an eine Schleppverbindung zu nehmen und ihn so zu sichern.

Aufgrund schwieriger Wetterbedingungen nördlich von Rügen sei beschlossen worden, zwei weitere Schlepper, die VB "Bremen" und die VB "Luca", zum Tanker zu entsenden.

Zudem werde ein Notschlepper aus der westlichen Ostsee in die Nähe verlegt. Derzeit herrschten Windgeschwindigkeiten von sieben Beaufort, die Wellen seien zweieinhalb Meter hoch, es werde mit einer weiteren Zunahme der Windstärke gerechnet.

Notschleppspezialisten sollten sicherstellen, dass die Last des Tankers "sicher und gleichmäßig" auf die Schlepper verteilt werde.

Weiter hieß es, es sei noch unklar, "ob und auf welche Weise" der havarierte Tanker in einen Hafen geschleppt werden kann. Der NDR hatte zuvor berichtet, der Tanker könnte nach Rostock oder nach Dänemark geschleppt werden.

Der Tanker "Eventin" steht auf einer Liste 192 maroder Schiffe, mit denen Russland zur Umgehung von Sanktionen nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace Öl transportiert.

Eine Evakuierung der 24-köpfigen Besatzung ist nach den bisherigen Angaben nicht notwendig. Neben dem Notschlepper sind ein Mehrzweckschiff der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes beim havarierten Tanker, um weitere Gefahren zu vermeiden.

Das Havariekommando ist für Unfälle auf der Nordsee und der Ostsee zuständig.

Es wurde 2003 vom Bund sowie den Küstenländern Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Hamburg und Niedersachsen gegründet.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) warf Russland vor, mit dem Einsatz von "maroden Öltankern" die europäische Sicherheit zu gefährden. Mit dem "ruchlosen Einsatz einer Flotte von rostigen Tankern" umgehe Russlands Präsident Wladimir Putin nicht nur Sanktionen wegen des Angriffskriegs in der Ukraine, sondern nehme auch "billigend in Kauf, dass der Tourismus an der Ostsee zum Erliegen kommt", fügte Baerbock an.

Russland umgeht mit unter fremder Flagge fahrenden Tankern das als Folge seines Angriffs auf die Ukraine verhängte Öl-Embargo.

Es handelt sich bei den Schiffen um alte und oft unversicherte Tanker. Im Dezember hatte die Europäische Union rund 50 Schiffe der Schattenflotte auf die Sanktionsliste gesetzt.

Nach Angaben von Greenpeace stehen allerdings auf der EU-Sanktionsliste nur acht Schiffe, die auch auf der von Greenpeace veröffentlichten Liste mit insgesamt 192 Schiffen der russischen Schattenflotte stehen.

Von diesen 192 Schiffen sind laut Greenpeace 171 in den vergangenen zwei Jahren einmal oder öfter durch die deutsche Ostsee und das Seegebiet der Kadetrinne in der Mecklenburger Bucht gefahren. Die Kadetrinne ist ein Naturschutzgebiet - Greenpeace warnt vor einer Umweltkatastrophe im Fall eines Schiffsunglücks.

Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack erklärte, "die 'Eventin' ist nur das jüngste Beispiel dafür, wie die Schiffe der russischen Schattenflotte tagtäglich die Ostseeküste bedrohen." Jeden Tag würden schrottreife Tanker von den russischen Ölhäfen Primorsk und Ust-Luga Richtung Südwesten fahren.

Was mit der "Eventin" passiere, könne sich jederzeit wiederholen.

"Wir fordern die EU auf, auf Basis der Greenpeace-Liste der gefährlichsten Öltanker weitere, dringend notwendige Sanktionen zu beschließen", erklärte Maack. "Ein Ölunfall in der Ostsee wäre eine Katastrophe für die hier lebenden Meeressäuger, Seevögel sowie weitere Arten und würde ihren Lebensraum stark gefährden."

se/kbh

KW

Account

Warteliste für den personalisierten Bereich


Welcome!

InfoBud.news

infobud.news ist ein KI-betriebener Nachrichtenaggregator, der weltweite Nachrichten vereinfacht und individuell anpassbare Feeds in mehreren Sprachen für maßge- schneiderte Einblicke in Technologie, Finanzen, Politik und mehr bietet. Aufgrund der Diversität der Nachrichten- quellen bietet es präzise und relevante Nachrichtenaktualisierungen, wobei es sich voll und ganz auf die Fakten fokussiert ohne dabei die Meinung zu beeinflussen. Mehr erfahrenExpand