2025-01-26 05:56:37

Vier weitere Geiseln zurück in Israel und in "stabilem" Zustand

(AFP) Bei einer zweiten Runde von Freilassungen im Zuge des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas sind vier weitere israelische Geiseln freigekommen. Die vier jungen Frauen wurden am Samstag in Israel von ihren Familien empfangen und sind ärztlichen Angaben zufolge in einem "stabilen" Zustand.

Im Gegenzug wurden 200 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen. Am Abend demonstrierten Angehörige in Tel Aviv für die Freilassung der weiteren Geiseln.

Auf dem "Platz der Geiseln" in Tel Aviv brach nach der Freilassung der vier Frauen im Alter zwischen 19 und 20 Jahren Jubel aus.

Angehörige und Freunde von Geiseln fielen sich in die Arme und weinten vor Freude.

Die vier Soldatinnen Daniella Gilboa, Karina Ariev, Liri Albag und Naama Levy waren beim Großangriff islamistischer Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 verschleppt worden, als sie auf der Militärbasis Nahal Oz an der Grenze zum Gazastreifen ihren Wehrdienst leisteten.

Gilboa hat auch einen bulgarischen Pass.

Vermummte palästinensische Kämpfer in voller Kampfmontur führten die vier Frauen am Samstag zunächst einer Menschenmenge in der Stadt Gaza vor. Die vier jungen Frauen wurden auf eine Bühne auf einem Platz geführt.

Umringt von bewaffneten Kämpfen standen sie vor einem riesigen Propaganda-Plakat. Die in Militärkleidung gekleideten Frauen lächelten aber, winkten von der Bühne und streckten ihre Daumen nach oben.

Anschließend wurden die Geiseln dem Internationalen Roten Kreuz übergeben.

Kurz darauf nahm die israelische Armee sie in Empfang. Nach ihrer Rückkehr nach Israel trafen die vier Frauen zunächst ihre Eltern.

Anschließend wurden sie zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht, wo weitere Angehörige auf sie warteten.

Die vier Frauen haben nach Angaben der stellvertretenden Direktorin des Rabin Medical Center bei Tel Aviv, Lena Feldman Koren, die Gefangenschaft offenbar gut überstanden.

"Nach einer ersten medizinischen Beurteilung freue ich mich berichten zu können, dass ihr Gesundheitszustand stabil ist", sagte Koren. Zugleich seien aber die Auswirkungen "einer langen Gefangenschaft unter zermürbenden Bedingungen sichtbar".

Regierungschef Benjamin Netanjahu äußerte sich erleichtert.

"Dies ist ein sehr glücklicher Moment, auf den wir lange gewartet haben", sagte er in einem Telefonat mit den Eltern von Liri Albag. Die 19-Jährige bedankte sich ihrerseits in einem von der israelischen Armee verbreiteten Video für ihre Unterstützung der Geisel-Familien.

"Vielen Dank, ich liebe euch alle", sagte Albag. Sie dankte den Israelis, die "unsere Familien unterstützt und ihnen Trost gespendet haben" sowie den israelischen Soldaten, "die alles für uns getan haben".

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßte die Freilassung der Geiseln.

Die Bundesregierung freue sich, "aber es befinden sich weitere Frauen und Männer in Geiselhaft", erklärte Scholz. "Auch sie müssen freikommen!" Die US-Regierung kündigte an, zusammen mit Israel "auf die Freilassung aller verbleibenden Geiseln hinzuarbeiten".

Im Austausch für die vier israelischen Geiseln wurden 200 palästinensische Häftlinge freigelassen.

"Alle Terroristen wurden aus dem Ofer-Gefängnis und dem Ktziot-Gefängnis freigelassen", erklärten die israelischen Strafvollzugsbehörden. In Ramallah im besetzten Westjordanland versammelten sich tausende Menschen, um die entlassenen Palästinensern zu begrüßen.

Es war der zweite Gefangenenaustausch im Rahmen des Mitte Januar abgeschlossenen Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas.

Vor einer Woche waren bereits drei israelische Geiseln, alles junge Zivilistinnen, im Austausch für palästinensische Gefangene freigekommen.

In der ersten Phase des Abkommens sollen nun noch 26 weitere israelische Geiseln freigelassen werden. Zudem sollen in diesen 42 Tagen nach ägyptischen Angaben insgesamt etwa 1900 palästinensische Häftlinge freikommen.

Parallel dazu werden die Hilfslieferungen in den Gazastreifen verstärkt.

Insgesamt sollen sich im Gazastreifen nun noch 87 Verschleppte aus Israel befinden, 34 von ihnen sind nach Einschätzung der israelischen Armee bereits tot. Unter ihnen ist nach Angaben aus dem Auswärtigen Amt noch eine "niedrige zweistellige Zahl" von Menschen mit "Deutschland-Bezug".

kbh/mid

KW

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