Hamas lässt weitere drei israelische Geiseln frei
(AFP) Nach internationalem Bangen um die Fortführung der Waffenruhe im Gazastreifen hat die radikalislamische Hamas am Samstag drei weitere israelische Geiseln freigelassen. Die drei Männer wurden von bewaffneten Hamas-Kämpfern auf eine Bühne in Chan Junis im Süden des Gazastreifens geführt und anschließend dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben.
Im Gegenzug ließ Israel mehr als 300 Palästinenser aus israelischen Gefängnissen frei.
Die Freilassung von Sascha Trupanow, Sagui Dekel-Chen und Jair Horn hatte tagelang auf der Kippe gestanden: Die Hamas hatte am Montag damit gedroht, die Geisel-Übergaben abzubrechen und auf angebliche Verstöße Israels gegen die geltende Waffenruhe verwiesen.
Israel drohte daraufhin damit, den Krieg im Gazastreifen wieder aufzunehmen, sofern am Wochenende nicht drei weitere lebende Geiseln freikommen. Am Freitag kündigte die Hamas dann an, am Samstag drei Männer freizulassen.
Die Übergabe von Trupanow, Dekel-Chen und Horn, die 29, 36 und 46 Jahre alt sind und am 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Nir Oz entführt worden waren, wurde von der Hamas erneut inszeniert: An einer mit palästinensischen Flaggen und einem großen Propaganda-Plakat versehenen Bühne in Chan Junis hatten sich am Morgen dutzende bewaffnete und vermummte Kämpfer postiert, darunter auch Mitglieder der mit der Hamas verbündeten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad.
Trupanow, Dekel-Chen und Horn wurden auf die Bühne geführt, wo sie eine Erklärung in ein Mikrofon sprechen mussten.
In den Händen hielten alle drei Männer Tüten mit "Souvenirs" und ihre Freilassungs-"Urkunden" nach fast 500 Tagen Geiselhaft. Nacheinander wurden die Männer dann zu den Fahrzeugen des IKRK gebracht.
Noch im Gazastreifen wurden sie an die israelische Armee übergeben und über die Grenze nach Israel zurückgebracht.
Israel ließ im Gegenzug 369 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen frei. Mehr als ein Dutzend Busse brachten die Palästinenser nach Ramallah im besetzten Westjordanland und nach Chan Junis im Gazastreifen, wo sie von jubelnden Menschenmengen in Empfang genommen wurden.
Auch auf dem "Platz der Geiseln" in Tel Aviv brach nach der Freilassung der drei Israelis Jubel aus.
Angehörige und Freunde der Geiseln fielen sich in die Arme und weinten vor Freude. Dekel-Chens Frau Avital, die zwei Monate nach der Entführung ihres Mannes ihre dritte Tochter zur Welt gebracht hatte, traf ihren Mann auf einem Armeestützpunkt im Süden Israels wieder.
"Ich kann wieder atmen. Er sieht so gut aus", sagte sie in einem Telefonat mit ihrer Schwester, das vom Sender Kan ausgestrahlt wurde. Sagui Dekel-Chen erfuhr zudem endlich den Namen seiner jüngsten Tochter.
Das IKRK hatte sich am Freitag "sehr besorgt" über die Gesundheit der noch im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln geäußert.
Der vor zwei Wochen freigelassene Keith Siegel berichtete in einer Videobotschaft von Misshandlungen während seiner Geiselhaft. Er sei 484 Tage unter "unvorstellbaren Bedingungen" festgehalten, ausgehungert und gefoltert worden, sagte Siegel.
Auch die Vorführung der Geiseln bei der Übergabe an das IKRK hatte für Empörung und Entsetzen gesorgt.
Das IKRK forderte am Samstag alle beteiligten Parteien auf, dafür zu sorgen, dass der Austausch von Geiseln und Häftlingen in "Würde und Diskretion" stattfinde.
Das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte kurz nach der Übergabe am Samstag, die israelische Regierung bemühe sich zusammen mit den USA darum, die verbleibenden Geiseln "so schnell wie möglich" freizubekommen.
Nach der Freilassung der Geiseln bereitet sich die israelische Armee nach Angaben von Generalstabschef Herzi Halevi weiterhin auf eine mögliche Wiederaufnahme der Kampfhandlungen im Gazastreifen vor.
Mit Blick auf die noch in der Gewalt islamistischer Kämpfer verbliebenen Geiseln sagte er: "Wir unternehmen immense Anstrengungen, um sie zurückzubringen, während wir gleichzeitig Angriffspläne vorbereiten." Es bleibe die "Pflicht" Israels, alle Geiseln zurückzubringen.
Das Forum der Geisel-Familien rief dazu auf, die Vereinbarung mit der Hamas über eine Waffenruhe und die Freilassung weiterer Geiseln "nicht scheitern zu lassen".
Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) rief alle Beteiligten auf, sich an das Abkommen zu halten, damit das Leid der Geiseln und der Menschen im Gazastreifen "ein Ende hat".
Von den insgesamt 251 von der Hamas am 7. Oktober 2023 verschleppten Menschen werden nun noch 70 im Gazastreifen festgehalten.
35 von ihnen sind nach israelischen Angaben bereits tot.
mhe/bfi
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