Krise zwischen Paris und Algier: Streitpunkte zwischen beiden Ländern
(AFP) Anfang April große Versöhnungsgesten zwischen Frankreich und Algerien, gut zwei Wochen später dutzendfach Ausweisungen von Beamten und Diplomaten: Es ist das erste Mal seit der Unabhängigkeit Algeriens 1962, dass beide Seiten solche diplomatischen Strafmaßnahmen ergreifen.
Das Verhältnis zwischen Frankreich und der ehemaligen Kolonie Algerien ist durch mehrere Konflikte belastet, die einander überlagern. Ein Überblick:
Rücknahme von Migranten
Die Abschiebung algerischer Migranten ohne Bleiberecht aus Frankreich ist ein Dauerstreitthema zwischen beiden Ländern.
Frankreich kann Algerier nur abschieben, wenn die algerischen Behörden zustimmen und ihnen die nötigen Papiere ausstellen. In der Vergangenheit ist dies häufig nicht passiert.
Mit Marokko bestehen ähnliche Probleme.
Im Februar flammte der Konflikt erneut auf, nachdem ein ausreisepflichtiger Algerier in Mülhausen einen Mann erstochen und weitere Menschen verletzt hatte. Premierminister François Bayrou warf den algerischen Behörden vor, 14 Mal die Rücknahme des Mannes verweigert zu haben.
Westsahara
Im Sommer 2024 verärgerte Macron Algerien, indem er überraschend einen marokkanischen Autonomieplan für die Westsahara unterstützte.
Die algerische Regierung zog aus Protest ihren Botschafter aus Paris ab.
Die Westsahara war bis 1975 spanische Kolonie. Anschließend führte Marokko einen 15-jährigen Krieg mit der Unabhängigkeitsbewegung Polisario-Front.
Rabat betrachtet die rohstoffreiche Region an der fischreichen Atlantikküste im Nordwesten Afrikas als sein Hoheitsgebiet und will der Region lediglich Autonomie zubilligen. Die von Algerien unterstützte Polisario-Front beharrt dagegen auf einem Unabhängigkeitsreferendum.
Schriftsteller Boualem Sansal
Der französisch-algerische Schriftsteller Boualem Sansal, der 2011 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden war, wurde im November 2024 bei seiner Rückreise aus Frankreich am Flughafen in Algier festgenommen.
Anlass dafür war ein Interview, in dem es unter anderem um die Grenze zwischen Marokko und Algerien ging. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte vergeblich seine Freilassung und warf Algerien vor, den Schriftsteller "aus reiner Willkür" festzuhalten.
Die algerische Justiz verurteilte den 80-Jährigen dessen ungeachtet im März zu fünf Jahren Haft.
Influencer Amir DZ
Der algerische Influencer Amir DZ (Amir Boukhor) hatte 2023 politisches Asyl in Frankreich bekommen. Er nutzt seine Auftritte in Onlinediensten für offene Kritik an der algerischen Regierung.
Auf der Plattform TikTok hat er mehr als eine Million Nutzer. Vor einem Jahr wurde er von Unbekannten in der Nähe seiner Wohnung in einem Pariser Vorort entführt und nach 27 Stunden wieder freigelassen.
Die französische Polizei nahm in diesem Zusammenhang vor gut einer Woche drei Verdächtige fest, unter ihnen einen algerischen Konsularbeamten.
Algier warf dem französischen Innenminister Bruno Retailleau daraufhin vor, die Affäre zu nutzen, um die Beziehungen beider Länder "zu torpedieren".
Ausweisungen von Beamten
Als Antwort auf die Festnahme des algerischen Konsularbeamten kündigte Algerien die Ausweisung von zwölf Beamten des französischen Innenministeriums an.
Darauf reagierte Frankreich umgehend mit der Ausweisung zwölf algerischer Diplomaten und dem Rückruf des französischen Botschafters aus Algier.
kol/ju
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