2025-05-12 08:20:39
war
politics

Die verbotene Kurden-Organisation PKK: 40 Jahre Kampf gegen den türkischen Staat

(AFP) Die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat vier Jahrzehnte lang einen blutigen Kampf gegen den türkischen Staat geführt, etwa 40.000 Menschen wurden dabei getötet. Nun hat die von der Türkei, der EU und den USA als Terrorgruppe eingestufte Organisation in einer Erklärung, die von der prokurdischen Nachrichtenagentur ANF verbreitet wurde, ihre Auflösung und das Ende ihres bewaffneten Kampfes verkündet.

Damit folgt die PKK offenbar dem Aufruf ihres Gründers Abdullah Öcalan, der seit 1999 wegen Hochverrats auf der Insel Imrali nahe Istanbul in Haft sitzt.

Der Kurdenführer hatte seine Organisation Ende Februar nicht nur zur Beendigung des bewaffneten Kampfes, sondern auch zur Auflösung aufgerufen.

In den Konflikt war im Herbst Bewegung gekommen, als der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und sein rechtsnationalistischer Koalitionspartner MHP überraschend auf Öcalan zugegangen waren.

Für den Fall einer Auflösung der PKK stellten sie seine Freilassung in Aussicht.

Der aus Südostanatolien stammende Öcalan hatte die PKK im Jahr 1978 in der Provinz Diyarbakir im Südosten der Türkei als marxistisch inspirierte Organisation gegründet.

Ihr ursprüngliches Ziel war der Aufbau eines sozialistischen Kurdenstaats für das in der Türkei unterdrückte Volk, dessen Angehörige auch in Syrien, im Irak und im Iran leben. Die Kurden sind laut der Bundeszentrale für politische Bildung mit mehr als 30 Millionen Menschen weltweit eines der größten Völker ohne eigenen Nationalstaat.

1980 zwang der Militärputsch in der Türkei die PKK und ihren Anführer ins Exil nach Syrien und in den Libanon.

1984 rief Öcalan zur Durchsetzung der PKK-Ziele zum bewaffneten Kampf gegen den türkischen Staat auf. Die PKK agierte dabei vor allem über Guerillagruppen in der Türkei und im Norden des Irak und Syriens.

Es begann eine Spirale der Gewalt zwischen PKK-Kämpfern und türkischen Kräften, durch die zehntausende Menschen getötet wurden, darunter auch viele Zivilisten.

Als der ins Exil geflohene Öcalan 1999 in Kenia vom türkischen Geheimdienst festgenommen, in die Türkei gebracht und dort zum Tode verurteilt wurde, versetzte das der Gruppe einen schweren Schlag.

Öcalan entging der Hinrichtung durch die Abschaffung der Todesstrafe in der Türkei, er verbüßt seither eine lebenslange Haftstrafe auf der Gefängnisinsel Imrali bei Istanbul.

Die PKK rückte später von ihrem ursprünglichen Ziel eines eigenen Kurdenstaats ab. In jüngster Zeit verfolgte sie das Ziel, politische und kulturelle Rechte für die Kurden innerhalb des türkischen Staatsgebietes durchsetzen.

Öcalans Ansehen bei den Kurden und sein Einfluss auf die PKK mit ihren mehreren tausend Kämpfern ist immer noch groß.

Sowohl die PKK-Kommandeure, die sich im nordirakischen Kurdengebiet verschanzen, als auch die führenden politischen Vertreter der PKK im europäischen Exil erkennen Öcalan nach wie vor als höchste Instanz an.

In Deutschland ist die PKK mit tausenden Anhängern laut Verfassungsschutz mit Abstand die größte nicht-islamistische, extremistische Ausländerorganisation.

Nach mehreren gewaltsamen Aktionen der PKK auf deutschem Gebiet und auf türkisches Drängen hin erließ das Bundesinnenministerium im Jahr 1993 ein Betätigungsverbot.

Über die Jahrzehnte hinweg verkündete die PKK mehrfach Waffenruhen, die jedoch nie lange hielten. Am 21. März 2013 rief Öcalan anlässlich des kurdischen Neujahrsfestes die PKK auf, die Waffen niederzulegen - während Abgeordnete der pro-kurdischen Partei HDP - heute DEM - Verhandlungen mit Erdogans islamisch-konservativer Regierung aufnahmen.

Öcalan forderte den Rückzug der 1500 bis 2000 Kurdenkämpfer aus der Türkei, um dem Friedensprozess eine Chance zu geben.

Es war der erste richtige Waffenstillstand - doch auch dieser hielt nicht lange. Bereits 2015 endete die Waffenruhe wieder - nach einem tödlichen Anschlag auf kurdische Ziele nahe der syrischen Grenze.

Danach verstärkte die türkische Luftwaffe ihre Angriffe auf PKK-Ziele - es folgten verheerende Kämpfe im Südosten des Landes.

Die PKK-Kämpfer zogen sich in den Nordirak und nach Syrien zurück. Die türkische Armee richtete in Nordsyrien eine international kritisierte "Sicherheitszone" ein.

Im Dezember 2024 bestätigte sie die Präsenz von 16.000 bis 18.000 Soldaten in dem Gebiet.

Im Oktober ging der nationalistische MHP-Vorsitzende Devlet Bahceli auf die PKK zu. Er schlug vor, Öcalan solle im Parlament die Auflösung der PKK und einen Gewaltverzicht verkünden.

Erdogan unterstützte den Vorschlag. Danach durfte eine Delegation der pro-kurdischen Partei DEM Öcalan erstmals einen Besuch im Gefängnis abstatten.

Nun hat das Vorgehen offenbar zum Erfolg geführt.

yb/ju

KW

Account

Warteliste für den personalisierten Bereich


Welcome!

InfoBud.news

infobud.news ist ein KI-betriebener Nachrichtenaggregator, der weltweite Nachrichten vereinfacht und individuell anpassbare Feeds in mehreren Sprachen für maßge- schneiderte Einblicke in Technologie, Finanzen, Politik und mehr bietet. Aufgrund der Diversität der Nachrichten- quellen bietet es präzise und relevante Nachrichtenaktualisierungen, wobei es sich voll und ganz auf die Fakten fokussiert ohne dabei die Meinung zu beeinflussen. Mehr erfahrenExpand