Selenskyj: Putin will durch Verhandlungen nur Sanktionen der USA vermeiden

(AFP) Bei den Verhandlungen mit Kiew geht es Moskau nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nur darum, schärfere US-Sanktionen zu vermeiden. "Für sie ist es wichtig, (Präsident Donald) Trump zu zeigen, dass es eine diplomatische Brücke zwischen der Ukraine und Russland gibt", sagte Selenskyj am Mittwochabend bei einem Interview mit "Bild", "Welt" und weiteren Medien des Axel-Springer-Verlags in Odessa.

Damit könne der russische Präsident Wladimir Putin immer sagen: "Wir sprechen doch miteinander!" Um Frieden gehe es Putin nicht.

Ziel Moskaus sei vielmehr ein "Dialog ohne Europäer und ohne Amerikaner", um die Ukraine zu isolieren. Ein langer Krieg ohne die Unterstützung Kiews durch seine Verbündeten wäre für Putin "die perfekte Variante", ist sich Selenskyj sicher.

"Einen langen Krieg mit den Partnern und mit Sanktionen hält er nicht aus."

Selenskyj geht aber davon aus, dass der US-Präsident Putin durchschaut hat. "Präsident Trump sieht, dass die russische Seite nicht ganz offen und ehrlich ist, was den Krieg betrifft", sagte Selenskyj.

"Ich denke, dass Russland Trump einfach anlügt."

Dass Trump auch ihn scharf kritisierte, nehme er hin, sagte Selenskyj. "Ich werde alles ganz normal aufnehmen, wenn uns das dem Ende des Krieges näherbringt." Trump habe seine Taktik gewählt.

"Ich möchte niemanden verurteilen."

Trotz einer Initiative Trumps sind in dem seit mehr als drei Jahren andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bisher alle Bemühungen um eine zumindest befristete Feuerpause gescheitert. Bei den zwei jüngsten Gesprächsrunden in Istanbul wurde lediglich der Austausch von Gefangenen vereinbart.

lan/ju