2025-06-13 12:34:52
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Testfall für den Westen: Spannung vor Trumps Auftritt bei G7-Gipfel in Kanada

(AFP) Die Weltpolitik ist im Krisenmodus: Drängende Themen warten, wenn die Chefs der sieben großen westlichen Industriestaaten im kanadischen Kananaskis zusammenkommen. Die Ungewissheit ist groß: Das G7-Treffen ist der erste multilaterale Gipfel, an dem US-Präsident Donald Trump seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus teilnimmt.

So, wie sich Metallspäne an einem Magneten ausrichten, richten sich die G7 nun ganz an dem unberechenbaren Trump aus. Es geht darum, ihn zu besänftigen, einzubinden, diplomatischen Schaden abzuwenden - ein Drahtseilakt.

Was steht bei dem Gipfel auf dem Spiel?

Letztlich geht es um die Handlungsfähigkeit der westlichen Staatengruppe in einer aus den Fugen geratenen Welt. Die G7 verstehen sich traditionell als Hüter einer dialogorientierten und regelbasierten Weltordnung.

Ein Ausscheren der USA würde den Westen als globalen Akteur weiter schwächen - zur Freude Russlands und Chinas. Der Erhalt der G7: Das ist auch für Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) das Hauptziel seines ersten G7-Gipfels.

"Das Wichtigste ist, dass wir es schaffen, als G7 ein Signal der Einigkeit zu senden", heißt es aus dem Berliner Kanzleramt.

Ähnlich formuliert es ein Berater von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Paris: Es gehe um die "Einheit der G7". Aus dem Umfeld des Gastgebers, Kanadas Premierminister Mark Carney, heißt es ernüchtert: "Die USA sind kein verlässlicher Partner mehr." Neben Deutschland, den USA, Kanada und Frankreich gehören der G7-Gruppe Japan, Italien und Großbritannien an.

Was kann schiefgehen?

Trump hat Chaospotenzial: Er könnte einen Eklat provozieren und den Gipfel platzen lassen. Multilateralen Institutionen wie den G7 misstraut er zutiefst.

"Trump sieht solche Foren vor allem als Einengung der USA", sagt die Europaexpertin Rachel Rizzo von der Denkfabrik Atlantic Council. "Er betrachtet sie nicht als geeignetes Mittel, Macht und Einfluss der USA auszuweiten." Druck von Seiten der G7-Partner werde sich Trump nicht gefallen lassen.

Im Berliner Kanzleramt wird darauf verwiesen, dass Trump beim letzten G7-Gipfel in Kanada 2018 für einen Eklat sorgte: Nach seiner Abreise zog er noch im Flugzeug seine Unterschrift unter das Abschlussstatement zurück, weil er sich über den damaligen kanadischen Premierminister geärgert hatte.

Das Kanzleramt wertet den Gipfel nun als "Test". Wie verhält sich Trump "in einer Teamsituation?": So formuliert es ein Merz-Berater.

Um welche Themen geht es in Kananaskis?

Offiziell haben die kanadischen Gipfelplaner eine Reihe von Themen in den Mittelpunkt gestellt, bei denen sie wenig Konflikt mit Trump erwarten: den Umgang mit künstlicher Intelligenz, Nachschubwege für kritische Rohstoffe, den Umgang mit Migration sowie - vielleicht etwas überraschend - Waldbrände.

Letzteres soll dazu dienen, das Thema Klimawandel anzusprechen, das Trump sonst nicht behagt.

Auf eine ausführliche Abschlusserklärung, mit der ein G7-Gipfel normalerweise die gemeinsamen Positionen des Westens formuliert, soll von vornherein verzichtet werden - zu ungewiss wäre es, ob Trump sich hier einbinden ließe.

Natürlich wollen die G7-Chefs über die weltweiten Krisenherde sprechen, aber eben ohne den Zwang zur Einigung auf eine gemeinsame Position: Unterstützung der Ukraine, Sanktionen gegen Russland, die brisante Lage im Nahen Osten.

Was wird am Ende herauskommen?

An konkreten politischen Maßnahmen sicherlich nicht viel. Der direkte Austausch auf Chefebene zu brisanten Themen ist für die Diplomatie aber wichtig.

Vielleicht wird auf dem Gipfel klarer, inwieweit die USA unter Trump zur Zusammenarbeit in multilateralen Gremien bereit sind - wie etwa bei dem politisch sehr wichtigen Nato-Gipfel in der Folgewoche in Den Haag, bei dem es auch um den Fortbestand des Bündnisses in der jetzigen Form geht.

Möglicherweise wird ja die Eitelkeit den US-Präsidenten in der Runde der G7 besänftigen.

Der G7-Experte John Kirton von der kanadischen University of Toronto weist darauf hin, dass Trump Gastgeber beim G7-Gipfel 2027 sein werde. Und diese Rolle wolle er auskosten: "Er wird jetzt nicht die goldene Gans G7 schlachten, bevor er in zwei Jahren mit seinem 'größten und besten Gipfel aller Zeiten' vor der ganzen Welt glänzen kann", sagt Kirton.

pw/hcy

KW

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