2024-07-07 08:35:01

Vom "Teufel der Nation" bis an die Schwelle der Macht: Frankreichs Rechtsaußen-Partei

(AFP) Einst galt der rechtsextreme Parteigründer Jean-Marie Le Pen in Frankreich als "Teufel der Republik". Nun steht seine Tochter Marine Le Pen näher an der Macht als je zuvor.

Wie es dazu kam:

1972: Jean-Marie Le Pen gründet die Partei, unter den Mitgründern sind auch zwei Ex-Mitglieder der Waffen-SS. Als Logo wählen sie dieselbe Flamme wie die neofaschistische Partei MSI in Italien

1974: Le Pen tritt erstmals bei der Präsidentschaftswahl an und kommt auf 0,75 Prozent.

Bei der nächsten Präsidentschaftswahl 1981 tritt er nicht an.

1984: Bei der Europawahl kommt Le Pens Liste auf knapp elf Prozent der Stimmen. Die Wahlkampfslogans lauteten: "Frankreich den Franzosen", "Eine Million Arbeitslose = eine Million zu viele Einwanderer".

Die Partei konzentriert sich auf das Thema Einwanderung.

1986: Nach den Parlamentswahlen, bei denen ausnahmsweise das Verhältniswahlrecht galt, ziehen 35 FN-Abgeordnete in die Nationalversammlung ein, wo sie für die Wiedereinführung der Todesstrafe und für ein Ende der Kostenfreiheit bei Abtreibungen eintreten.

1987: "Ich glaube, dass es sich um ein Detail in der Geschichte des Zweiten Weltkriegs handelt" - mit diesem Kommentar zu den Gaskammern in den Vernichtungslagern löste Le Pen einen Skandal aus.

Er wurde später wegen "Banalisierung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit" verurteilt, wiederholte diese Aussage aber noch mehrfach.

1988: Bei den Präsidentschaftswahlen kommt Le Pen auf 14 Prozent.

1995: Le Pen kommt bei den Präsidentschaftswahlen auf 15 Prozent, bei den nachfolgenden Kommunalwahlen gewinnen FN-Kandidaten erstmals in mehreren Städten an der Côte d'Azur, darunter Toulon und Orange.

1998: Die bisherige Nummer zwei, Bruno Mégret, spaltet die Partei und die Le Pen-Familie.

Marie-Caroline Le Pen und mehrere Parteiführer schließen sich Mégret an.

2002: Obwohl der Front National durch die Spaltung geschwächt ist, zieht Le Pen überraschend mit 17 Prozent an dem Sozialisten Lionel Jospin vorbei in die zweite Runde der Präsidentschaftswahl ein.

Der erstplatzierte Jacques Chirac verweigert die Debatte gegen Le Pen. Es bildet sich umgehend eine "republikanische Front": Auch Chiracs Gegner rufen zu dessen Wahl auf, um Le Pen zu verhindern.

Le Pen unterliegt in der Stichwahl mit 18 Prozent bzw. 5,5 Millionen Stimmen.

2011: Marine Le Pen übernimmt die Parteiführung.

"Ich stehe dazu", sagte sie mit Blick auf die bisherige Geschichte und die Positionen der Partei. Zugleich erklärt sie ihre Strategie, die Partei zu "entteufeln", also für neue Wählerschichten akzeptabel zu machen und sie in der Fläche zu verankern.

2012: Marine Le Pen tritt zum ersten Mal bei der Präsidentschaftswahl an und kommt - wie ihr Vater zehn Jahre zuvor - auf 18 Prozent, erhält dabei aber 900.000 mehr Stimmen.

Eine persönliche Genugtuung.

2014: Die Partei nimmt einen Kredit in Höhe von neun Millionen Euro von einer russisch-tschechischen Bank an.

2015: Der politische Vatermord: Marine Le Pen entzieht ihrem Vater den Ehrenvorsitz und schließt ihn aus der Partei aus.

Seine provokante Haltung sei "politischer Selbstmord".

2017: Le Pen kommt in die zweite Runde der Präsidentschaftswahl und verliert mit 34 Prozent gegen Emmanuel Macron. Im Wahlkampf hat sie sich vom russischen Präsidenten Wladimir Putin im Kreml empfangen lassen.

2018: Die Partei ändert ihren Namen von Front National zu Rassemblement National.

Die neue Parteifarbe soll marineblau sein - aber manche Medien stellen den RN bis heute in braun dar.

2022: Le Pen verliert erneut in der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl gegen Macron, schneidet mit 41 Prozent aber deutlich besser ab als zuvor.

Nach den folgenden Parlamentswahlen schickt der RN eine Rekordzahl von 89 Abgeordneten in die Nationalversammlung. Le Pen verordnet ihnen Krawattenzwang und verbietet rassistische Zwischenrufe - was nicht immer befolgt wird.

Sie gibt den Parteivorsitz an den 27 Jahre alten Jordan Bardella ab.

2024: Der RN kündigt der Schwesterpartei AfD die Zusammenarbeit im EU-Parlament auf. Bei der Europawahl liegt die Partei mit Bardella als Spitzenkandidat mit 31 Prozent deutlich vorn.

Bei den von Macron überraschend ausgerufenen Neuwahlen kommt die Partei mit ihren Verbündeten in der ersten Runde auf 33 Prozent und 39 direkt gewählte Abgeordnete. Bardella erhebt Anspruch auf das Amt des Premierministers im Fall eines Wahlsiegs in der zweiten Runde.

kol/kas

CW

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