2024-07-15 12:38:16

Schüsse auf Trump stellen Wahlkampf in den USA auf den Kopf

(AFP) Mit blutigem Gesicht wendet sich Donald Trump direkt nach dem Attentat seinen Anhängern zu, seine Faust reckt er kämpferisch in die Höhe. Es ist zwar noch zu früh um zu wissen, wie sich dieses Bild und der versuchte Mordanschlag gegen Trump auf die US-Präsidentschaftswahl im Herbst auswirken wird.

Sicher ist aber, dass der rechtsgerichtete Präsidentenschaftsanwärter aus dem Mordversuch politisches Kapital schlagen wird. Für manche seiner Anhänger ist der 78-Jährige seit Samstag ein Märtyrer.

Plötzlich ist der politische Störenfried, der jahrelang gnadenlos gegen seine Gegner hetzte, selbst zum Opfer geworden, zum Überlebenden brutaler Gewalt.

Zeitungen in der ganzen Welt druckten auf ihren Titelseiten das ikonische Foto des verletzten Trump mit erhobener Faust vor der US-Flagge. Im Kampf um die Rückkehr ins Weiße Haus ist das Bild für den Republikaner mehr wert als die aufwändigste Werbekampagne.

"Ich sollte tot sein", sagte Trump in einem am Montag veröffentlichten Interview mit dem Boulevardblatt "New York Post".

Nur "durch Glück oder Gott" habe er die Schüsse bei seiner Wahlkampfrede in Butler im US-Bundesstaat Pennsylvania überlebt. Sogar der Arzt im Krankenhaus habe von "einem Wunder" gesprochen.

Trump ist ein gewiefter Wahlkämpfer mit unerschütterlichem politischem Instinkt.

Am Sonntag rief der Rechtspopulist, der sonst so gern polarisiert, dazu auf, zusammenzustehen und "zu verhindern, dass das Böse obsiegt". Und etwaigen künftigen Angriffen des politischen Gegners nahm er noch zusätzlich den Wind aus den Segeln, indem er ankündigte, er werde seine ursprünglich geplante "extrem harte Rede" gegen die Regierung in Washington so nicht halten, er werde auf dem Parteitag der Republikaner vielmehr eine Rede halten, "die unser Land vereint".

Beim Nominierungsparteitag der Republikaner, der am Montag in Milwaukee im Mittleren Westen beginnt, wäre Trump ohnehin mit Jubel begrüßt worden.

Doch nun, da er dem Tod nur knapp entronnen ist, wird er von den 50.000 erwarteten Teilnehmern als beinahe mythischer Held gefeiert werden. Trump werde nach den Schüssen "wie eine Art Märtyrer" auf dem Parteitag empfangen werden, sagte der frühere demokratische Präsidentenberater David Axelrod dem Sender CNN.

Im Wahlkampf geht es um Gegensätze.

Trump nutzte die Sekunden nach dem Attentat, um Mut und Stärke zu beweisen. Größer könnte der Kontrast zu seinem Kontrahenten Joe Biden nicht sein: Wochenlang hatte zuvor die Diskussion um die körperliche und geistige Schwäche des 81-jährigen US-Präsidenten die Schlagzeilen beherrscht.

Der 78-jährige Trump schien mit seiner gereckten Faust nur Sekunden nach dem Attentat klar seine Stärke zu zeigen.

Der Anschlag macht es für die Demokraten sehr viel schwerer, Trump zu kritisieren. Biden hatte seinen Herausforderer in jüngster Zeit aggressiv angegriffen und seinen Vorgänger als Bedrohung für die Demokratie dargestellt.

Diese Botschaft könnte nun bei den Wählern auf taube Ohren stoßen, da Trump zum Opfer eines von vielen als terroristisch eingestuften Mordversuchs wurde. Das Kampagnenteam der Demokraten will laut Medienberichten die Wahlwerbung vorerst stoppen, Biden verschob eine für Montag geplante Reise nach Texas.

Für Biden hat das Attentat wahlkampfstrategisch auch einen positiven Effekt: Die Berichterstattung über die Schüsse von Pennsylvania verdrängt die Diskussion über seine Eignung, mit 81 Jahren noch einmal als Präsidentschaftskandidat anzutreten.

Kritiker des Präsidenten innerhalb der demokratischen Partei dürften es nun ebenfalls schwerer haben, Bidens Kandidatur in Frage zu stellen, ohne in Zeiten einer nationalen Krise als Quertreiber dazustehen.

Die große Frage ist, wie sich der Anschlag auf das Verhalten der US-Wähler bei der Präsidentenwahl am 5. November auswirken wird.

"Ich denke, dass er Trumps Wählerbasis stärken und die Republikaner hinter ihm versammeln wird", analysiert Wendy Schiller, Professorin für Politikwissenschaft an der Brown University. "Aber ich glaube nicht, dass ihm das die Stimmen der unabhängigen Wähler einbringen wird."

Meinungsforscher Frank Luntz rechnet auch nicht damit, dass der Anschlag bisher unentschlossene Wähler ins Trump-Lager ziehen wird.

Er könnte jedoch die Wahlbeteiligung auf Seiten der Republikaner erhöhen, schreibt Luntz auf der Plattform X: "Er garantiert, dass jeder Trump-Wähler auch tatsächlich wählen wird." Und eine höhere Wahlbeteiligung könnte vor allem in so genannten Swing States wie Pennsylvania, in denen der Wahlausgang zwischen beiden Lagern eng ist, am Ende den Ausschlag geben.

sp/cp

CW

Account

Waiting list for the personalized area


Welcome!

InfoBud.news

infobud.news is an AI-driven news aggregator that simplifies global news, offering customizable feeds in all languages for tailored insights into tech, finance, politics, and more. It provides precise, relevant news updates, overcoming conventional search tool limitations. Due to the diversity of news sources, it provides precise and relevant news updates, focusing entirely on the facts without influencing opinion. Read moreExpand

Your World, Tailored News: Navigate The News Jungle With AI-Powered Precision!