2024-07-19 13:55:44
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US-Journalist Gershkovich in Russland zu 16 Jahren Haft in Strafkolonie verurteilt

(AFP) Der US-Journalist Evan Gershkovich ist in Russland zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Das zuständige Gericht in Jekaterinburg sprach den 32-Jährigen am Freitag der "Spionage" schuldig, wie eine AFP-Reporterin berichtete.

Der Journalist des "Wall Street Journal" muss die Haft laut Urteil in einer Strafkolonie unter "verschärften Bedingungen" ableisten. Die Verurteilung Gershkovichs könnte allerdings auch den Weg für einen Austausch gegen einen russischen Häftling öffnen.

Gershkovich zeigte keine erkennbare Reaktion auf die Verurteilung.

Er stand in einer dunklen Hose und einem T-Shirt in einem gläsernen Angeklagtenkäfig. Als er abgeführt wurde, winkte er den im Gerichtssaal anwesenden Journalisten zu.

Die Anklage hatte in dem Prozess 18 Jahre Haft in einer Strafkolonie gefordert.

Die Staatsanwälte warfen ihm vor, für den US-Geheimdienst CIA zu arbeiten und geheime Informationen über einen Panzerhersteller im Ural gesammelt zu haben. Der Angeklagte wies - ebenso wie die US-Regierung und sein Arbeitgeber - alle Anschuldigungen zurück.

Das "Wall Street Journal" reagierte empört auf das Urteil.

"Diese schändliche Verurteilung erfolgt, nachdem Evan 478 Tage im Gefängnis verbracht hat - zu Unrecht inhaftiert, von seiner Familie und seinen Freunden getrennt und an der Berichterstattung gehindert - und das alles nur, weil er seine Arbeit als Journalist getan hat", erklärten Herausgeber Almar Latour und Chefredakteurin Emma Tucker.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen sprach von "inakzeptabler staatlicher Geiselnahme" durch Russland und nannte Gershkovichs Verurteilung "ungeheuerlich".

Dem Urteil war ein nur etwas mehr als drei Wochen langer Prozess vorangegangen. Andere ähnliche Fälle in Russland hatten weitaus länger gedauert, zwischen den Anhörungen hatten teils mehrere Wochen oder sogar Monate gelegen.

Das Verfahren fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, die US-Regierung sprach von einem "Scheinprozess".

Gershkovich war der erste westliche Journalist, der seit Ende des Kalten Krieges in Russland wegen Spionagevorwürfen festgenommen wurde. Er sitzt seit März 2023 in Untersuchungshaft im Moskauer Lefortowo-Gefängnis.

Zum Zeitpunkt seiner Festnahme befand sich der Reporter auf einer Recherchereise in der östlich des Uralgebirges gelegenen Stadt Jekaterinburg, wo nun auch sein Prozess stattfand.

Der Kreml hat der Öffentlichkeit seit Gershkovichs Festnahme keinerlei Beweise für die Spionagevorwürfe vorgelegt, allerdings erklärt, der Reporter sei bei der Spionage in der Panzerfabrik "auf frischer Tat ertappt" worden.

Seit Monaten wird über einen möglichen Austausch Gershkovichs gegen einen im Ausland inhaftierten russischen Staatsbürger spekuliert.

Moskau verfolgt seit langem die Linie, ausländische Gefangene erst dann auszutauschen, wenn sie verurteilt worden sind. Somit könnte das Urteil den Weg für einen Austausch Gershkovichs freigemacht haben.

Der Kreml wollte sich am Freitag nicht über einen solchen möglichen Schritt äußern.

Im Vorfeld hatten sowohl Moskau als auch Washington ihre grundsätzliche Offenheit für einen Austausch erklärt. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte am Mittwoch gesagt, Gespräche über den Austausch von Gefangenen liefen derzeit, er machte aber keine Angaben zu betroffenen Personen.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte angedeutet, dass er die Freilassung Wadim Krasikows anstrebt, der in Deutschland wegen der Ermordung eines tschetschenischen Separatistenführers im Berliner Tiergarten im Jahr 2019 verurteilt wurde.

Nach Ansicht der deutschen Richter handelte es sich um einen von den russischen Behörden angeordneten Mordanschlag.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) forderte die Diplomaten westlicher Staaten nach dem Urteil auf, mit Nachdruck über einen Austausch Gershkovichs zu verhandeln.

Das Schicksal des im Februar unter ungeklärten Umständen verstorbenen inhaftierten russischen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny habe gezeigt, "dass Lagerhaft in Russland lebensgefährlich sein kann", erklärte DJV-Bundeschef Mika Beuster.

bur/se/jes

CW

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