(AFP) In Russland sind mindestens fünf inhaftierte Oppositionelle an bislang unbekannte Orte verlegt worden. Darunter sind nach Angaben von Anwälten und Menschenrechtsorganisationen Oppositionspolitiker und Aktivisten, die gegen die russische Militäroffensive in der Ukraine protestiert hatten.
Verlegungen im russischen Strafvollzug sind generell undurchsichtig, das Verschwinden mehrerer inhaftierter Oppositioneller zum gleichen Zeitpunkt ist aber sehr selten.
Die Anwälte des inhaftierten Oppositionspolitikers Ilja Jaschin teilten am Dienstag über dessen Telegram-Kanal mit, Jaschin sei aus seiner Strafkolonie in der Region Smolensk im Westen des Landes "an einen unbekannten Ort" gebracht worden.
Auch Angehörige von Lilia Tschanischewa und Xenia Fadejewa teilten mit, die beiden ehemaligen Mitarbeiterinnen des in einem Straflager gestorbenenen Kremlkritikers Alexej Nawalny seien verlegt worden.
Gefängnisbeamte hätten sich geweigert, ihren Anwälten Fragen zu ihrem Aufenthaltsort und zum Grund der Verlegung zu beantworten.
Außerdem wurde Oleg Orlow nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Memorial aus seiner Strafkolonie an einen unbekannten Ort gebracht. Orlow war Ko-Vorsitzender der 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Organisation.
Unklar ist auch der Aufenthaltsort der Künstlerin Alexandra Skotschilenko, die zu sieben Jahren Haft verurteilt worden war, weil sie Preisschilder in einem Supermarkt gegen Botschaften gegen die Offensive in der Ukraine ausgetauscht hatte.
"Anscheinend stehen wir vor einem großangelegten Gefangenenaustausch", schrieb die im Exil lebende russische Politikwissenschaftlerin Tatjana Stanowaja in ihrem Telegram-Kanal.
Die USA verhandeln mit Russland über einen Gefangenenaustausch, um die Freilassung des im Juli zu 16 Jahren Haft verurteilten US-Journalisten Evan Gershkovich zu erreichen.
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