Schicksalswahl für Dietmar Woidke: SPD könnte ersten Platz einbüßen
(AFP) Diesmal setzt der Sozialdemokrat Dietmar Woidke alles auf eine Karte: Obwohl die Umfragen seit Monaten vorhersagen, dass die AfD und erstmals nicht die SPD bei der Landtagswahl in Brandenburg stärkste Kraft wird, knüpft der amtierende Ministerpräsident seine politische Zukunft an einen Sieg seiner Partei.
Sollte Die SPD die Wahl nicht gewinnen, werde er sich aus der Politik zurückziehen, kündigte Woidke Anfang August an.
Die SPD liegt in jüngsten Erhebungen nur bei 23 Prozent. Ob der 62-Jährige das Ruder noch im letzten Moment herumreißen kann, ist offen.
An seiner Person würde es wohl nicht liegen, Woidke hat mit Abstand die höchsten Beliebtheitswerte unter Politikern in Brandenburg. 55 Prozent sind mit seiner Arbeit nach einer Umfrage von Infratest dimap für den Rundfunk Berlin-Brandenburg vom Juli zufrieden.
An diese Werte kommen die anderen Spitzenkandidaten in Brandenburg nicht ansatzweise heran.
So scheint es nur folgerichtig, dass die SPD ihren Wahlkampf ganz auf Woidke zuschneidet. "Wer Woidke will, wählt SPD", heißt es etwa auf einem der Wahlplakate.
Andere Motive spielen auf die 1,96 Meter an, die Woidke mit seinem kahlen Haupt und der markanten Brille misst. "Brandenburg braucht Größe" steht auf einem hochkant aufgestellten Großplakat.
Dass auf diesem Motiv das SPD-Logo fehlt, dürfte kein Zufall sein.
Woidke bemüht sich, mit der derzeit wenig beliebten Bundes-SPD nicht zu sehr in Verbindung gebracht zu werden. So verzichtete er auch weitgehend auf Wahlkampfauftritte mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), obwohl dieser sogar in Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam wohnt.
Woidke selbst stammt aus der Lausitzer Braunkohleregion.
In Naundorf bei Forst wuchst er auf dem elterlichen Bauernhof auf, der seit Jahrhunderten in Familienbesitz ist. Zum Studium ging der junge Woidke in den 80er Jahren an die Humboldt-Universität nach Ostberlin und wurde Diplomagraringenieur.
Kurz nach der Wende begann Woidke, als Agrarexperte in verschiedenen Verwaltungen zu arbeiten und sich politisch zu engagieren.
1993 trat er in die SPD ein und wurde ein Jahr später als Abgeordneter in den Brandenburger Landtag gewählt. 2004 berief ihn sein Parteifreund und damaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck als Landwirtschaftsminister in sein Kabinett, 2010 übernahm er von dem wegen eines Skandals zurückgetretenen Rainer Speer (SPD) das deutlich öffentlichkeitswirksamere Innenministerium.
Als der beliebte Landesvater Platzeck 2013 nach einem Schlaganfall zurücktrat, galt Woidke als logischer Nachfolger.
Die Landtagswahl ein Jahr später schien diese Entscheidung zu bestätigen, die SPD fuhr nur minimale Verluste ein und blieb stärkste Kraft. Woidke setzte die damalige rot-rote Koalition mit der Linken fort.
Bei der folgenden Wahl im Jahr 2019 war das Ergebnis schon weniger rosig.
Woidkes SPD büßte 5,7 Prozentpunkte ein. Trotzdem blieb sie mit 26,2 Prozent stärkste Kraft und führt seitdem eine Koalition mit CDU und Grünen an.
Die AfD wurde damals zur mit Abstand größten Oppositionspartei, sie hatte zuletzt nach einem Übertritt von den Freien Wählern 24 der 88 Sitze im Landtag.
Woidke gilt als pragmatisch und volksnah, zeigt stets Verständnis für die Sorgen in der Braunkohleregion Lausitz, stimmt in der Debatte zur Migration auch durchaus konservativere Töne an und sagte eine von vielen Bürgern abgelehnte Kreisgebietsreform kurzerhand ab.
Und trotzdem gerieten die Sozialdemokraten, die seit dem Ende der DDR immer den Ministerpräsidenten in Brandenburg stellten, unter Woidke in eine Krise. Ob trotz oder wegen ihm, bleibt Spekulation.
Sicher scheint nur, dass am Sonntag kommender Woche seine Schicksalswahl ansteht.
wik/hex/cfm
Welcome!

infobud.news is an AI-driven news aggregator that simplifies global news, offering customizable feeds in all languages for tailored insights into tech, finance, politics, and more. It provides precise, relevant news updates, overcoming conventional search tool limitations. Due to the diversity of news sources, it provides precise and relevant news updates, focusing entirely on the facts without influencing opinion. Read moreExpand