Wichtiges Instrument für stabile Preise: Die Leitzinsen der EZB
(AFP) Alle sechs Wochen kommt der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) zusammen. Sein Ziel: die Preise in der Eurozone stabil halten.
Wie gelingt das und welche Rolle spielt der Leitzins oder besser die Leitzinsen?
Die Europäische Zentralbank
Schon vor der Einführung des Euro wurde die EZB im Juni 1998 gegründet.
Ihre Geldpolitik hat Einfluss darauf, wie viel die Einwohnerinnen und Einwohner der Eurozone für Erspartes erhalten und wie teuer Kredite werden. Über allem schwebt die Preisstabilität als wichtigstes Interesse der Zentralbank.
Darum berät der EZB-Rat regelmäßig, was zu tun ist, um die Inflation im Bereich von zwei Prozent zu halten. Dabei arbeitet die EZB unabhängig von den Regierungen der EU-Mitgliedstaaten.
Die Leitzinsen der EZB
Das wichtigste Instrument der EZB ist der sogenannte Leitzins - wobei die Einzahl irreführend ist: Die Zentralbank setzt nämlich gleich drei Leitzinsen fest, den Einlagezins, den Hauptrefinanzierungssatz und den Spitzenrefinanzierungssatz.
Die EZB kann die Leitzinsen anheben (restriktive Geldpolitik) oder senken (expansive Geldpolitik). Zinserhöhungen wirken sich eher hemmend auf das Wirtschaftswachstum aus, während Senkungen das Wachstum tendenziell fördern, weil Kredite und somit auch Investitionen günstiger werden.
Der Einlagenzins
Der für Sparerinnen und Sparer interessante sogenannte Einlagezins hat an Bedeutung gewonnen und gilt nun als wichtigster Zinssatz.
Er gibt an, zu welchen Konditionen die Geschäftsbanken ihr Geld über Nacht bei der EZB parken können. Jahrelang lag dieser Zinssatz im Negativbereich, sodass nicht nur die Banken, sondern auch Sparende für ihre Konten draufzahlen mussten.
Seit einiger Zeit profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher wieder von den gestiegenen Zinsen, beispielsweise auf Tages- oder Festgeldkonten.
Auch die Banken machten in den vergangenen zwei Jahren durch diesen Zinssatz hohe Gewinne. Er liegt nun bei 3,5 Prozent.
Der Hauptrefinanzierungssatz
Dieser Leitzins galt zuvor als der wichtigste im Euroraum.
Es ist der Zinssatz, zu dem sich die Kreditinstitute mindestens eine Woche lang Geld bei der Zentralbank leihen können. Dafür müssen die Geschäftsbanken Sicherheiten wie Wertpapiere hinterlegen, um die Rückzahlung zu garantieren.
Aktuell liegt der Hauptrefinanzierungssatz bei 3,65 Prozent.
Dieser Zins wirkt sich auch auf Verbraucherinnen und Verbraucher aus: Die Geldinstitute geben die höheren Zinsen nämlich in der Regel an ihre Kundinnen und Kunden weiter, sodass Kredite teurer werden.
Durch Anleihekäufe durch die EZB und günstige Kredite während der Corona-Krisenjahre haben die Banken bereits viel Geld und mussten sich deshalb immer weniger von der EZB leihen. Deshalb gilt nun der Einlagezins als bedeutsamer.
Der Spitzenrefinanzierungssatz
Der Wert gibt an, zu welchen Konditionen sich die Geschäftsbanken kurzfristig, also über Nacht, Geld bei der EZB leihen können.
Damit sollen kurzfristige Liquiditätsengpässe der Banken verhindert werden. Er liegt immer etwas oberhalb des Hauptrefinanzierungssatzes und bildet faktisch die obere Zinsgrenze für das Tagesgeld.
Jetzt liegt er bei 3,9 Prozent.
Technische Anpassung der Zinssätze
Bislang lag der Hauptrefinanzierungssatz stets einen halben Prozentpunkt über dem Einlagezins und der Spitzenrefinanzierungssatz noch einen Viertelprozentpunkt darüber. Bereits im März kündigte die EZB an, im September die Abstände zwischen Einlagezins und den anderen beiden Sätzen zu verringern.
Der Hauptrefinanzierungssatz liegt nun nur noch 0,15 Prozentpunkte über dem Einlagezinssatz, der Spitzenrefinanzierungssatz 0,35 Prozentpunkte. Dabei handelt es sich den Angaben zufolge um eine technische Anpassung.
Einfluss auf die Inflation
Die EZB kann in einer freien Marktwirtschaft nur indirekt Einfluss auf die Preise nehmen.
Ein Anstieg der Leitzinsen soll dazu führen, dass die Güternachfrage sinkt. "Denn: Erhöht sich die Nachfrage bei gleichem oder abnehmendem Güterangebot, steigen die Preise", erklärt der Verbraucherzentrale Bundesverband.
In der Theorie streichen Unternehmen Investitionen bei steigenden Zinsen, weil Kredite zu teuer werden. Gleichzeitig konsumieren auch private Haushalte weniger und sparen dafür mehr - die Nachfrage sinkt und es ergeben sich niedrigere Preise.
Die Auswirkungen der Zinsanpassungen zeigen sich in der Regel allerdings nicht kurzfristig.
"Zinsänderungen wirken mit einer Verzögerung von etwa einem Jahr auf Wirtschaftswachstum und Inflation", erklärt das Bundesfinanzministerium.
mb/pe/hcy
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