2024-09-18 17:38:38
politics (general)
war
politics

Explosionen in Händen und Hosentaschen: Experten vermuten Israel hinter Vorfällen

(AFP) Mit den in zwei Wellen erfolgten zeitgleichen Explosionen hunderter Pager und Walkie-Talkies ist der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon am Dienstag und Mittwoch ein schwerer Schlag zugefügt worden. Experten sehen in dem beispiellosen Vorfall einen Coup des israelischen Geheimdienstes gegen die schiitische Miliz und ihre Unterstützer in Teheran.

Nach Angaben der libanesischen Regierung wurden durch die Detonationen insgesamt mindestens 21 Menschen getötet und bis zu 3100 weitere verletzt, auch der iranische Botschafter in Beirut ist unter den Verletzten.

Die Hamas nutzte die bei der ersten Welle am Dienstag explodierten Pager aus Sicherheitsgründen für die interne Kommunikation.

Die Gerät nutzen eine eigene Funkfrequenz; anders als Handys können sie nicht zurückverfolgt, abgehört oder blockiert werden.

Experten vermuten, dass Israel die nun explodierten Funkempfänger der Hisbollah bereits vor deren Auslieferung manipulierte, um sie alle am gleichen Tag zu einer bestimmten Uhrzeit zur Explosion zu bringen.

Die Explosionen von Walkie-Talkies am Mittwoch trafen offenbar weitere Hisbollah-Mitglieder in zwei für die pro-iranische schiitische Miliz besonders wichtigen Regionen des Landes: Die Handfunkgeräte detonierten in südlichen Vororten der Hauptstadt Beirut, wo sich die Parteiführung befindet, weiter im Süden des Landes, von wo aus Hisbollah-Kämpfer seit fast einem Jahr israelisches Gebiet beschießen, und im Osten des Landes, wo ihre schlagkräftigsten Waffen vermutet werden.

Aus dem Umfeld der Hisbollah hieß es, die beiden Explosionswellen seien "der härteste Schlag", den Israel der Organisation jemals versetzt habe.

Zu den am Dienstag explodierten Pagern hieß es aus dem Hisbollah-Umfeld, diese seien erst kürzlich importiert worden.

Die Hisbollah hatte demnach 1000 dieser Geräte erhalten, die "an der Quelle sabotiert" worden seien.

Um fabrikneue Pager mit Sprengsätzen zu versehen, "hätte Israel Zugang zur Lieferkette dieser Geräte gebraucht", sagt der in Brüssel ansässige Militär- und Sicherheitsexperte Elijah Magnier.

Der israelische Geheimdienst habe also offenbar "den Produktionsprozess infiltriert, eine explosive Komponente und Fernzündemechanismen in die Pager eingebaut, ohne Verdacht zu erregen".

Laut Magnier könnte es sich bei dem Anbieter der Pager sogar um ein Unternehmen gehandelt haben, das der israelische Geheimdienst eigens dafür aufgebaut hat.

Charles Lister von der US-Denkfabrik Middle East Institute sagt, die Massenexplosion sei "in ihrem Ausmaß und ihrer Ausgereiftheit beispiellos und zeigt, wie tief Israel es geschafft hat, seine Gegner (...) zu infiltrieren".

Der ehemalige CIA-Analyst Mike DiMino von der US-Denkfabrik Defense Priorities kommentierte im Onlinedienst X, der "Sabotage-Einsatz" sei wahrscheinlich über "Monate, wenn nicht Jahre" vorbereitet worden.

Die Hisbollah macht Israel "für diese sündhafte Aggression" verantwortlich und drohte mit Vergeltung.

Gleichzeitig kündigte die Miliz die Fortsetzung ihrer Angriffe auf israelisches Gebiet "zur Unterstützung der Palästinenser im Gazastreifen" an.

Israel, das sich generell nicht zu Aktionen seiner Sicherheitsbehörden außerhalb des Landes äußert, schwieg zu den Explosionswellen.

Offen ist bislang, ob die koordinierten Explosionen einen umfassenden Krieg zwischen Israel und der Hisbollah auslösen  werden - zusätzlich zum Gaza-Krieg, der durch den beispiellosen Angriff der mit der Hisbollah verbündeten radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst wurde.

In jedem Fall stellen die Explosionen einen schweren Schlag für die Hisbollah dar.

Sollte Israel dahinter stecken, hat es damit gezeigt, dass seine Macht bis in die Hände und Hosentaschen der Hisbollah-Mitglieder reicht.

Mit der Tötung des Hisbollah-Militärchefs Fuad Schukr bei einem Luftangriff am 30. Juli hatte Israel bereits bewiesen, dass es sich genaue Informationen über den Aufenthaltsort eines mächtigen Hisbollah-Anführers verschaffen kann.

Nur einen Tag später wurde der Hamas-Chef Ismail Hanija bei einem Besuch in Teheran durch einen Sprengsatz getötet, den Israel dort schon Wochen zuvor platziert haben soll.

Der Verteidigungsexperte Pierre Servent ist der Ansicht, dass der israelische Geheimdienst mit den Pager-Explosionen im Libanon seinen Ruf wiederhergestellt hat, der infolge des Versagens der israelischen Sicherheitsbehörden beim Hamas-Angriff vom 7. Oktober sehr gelitten hatte: "Die Reihe von Einsätzen in den vergangenen Monaten markiert ihr großes Comeback, mit dem Bedürfnis nach Abschreckung und einer Botschaft: 'Wir haben versagt, aber wir sind nicht tot.'"

Der pensionierte libanesische Armeegeneral Hischam Dschaber betonte, die Hisbollah verfüge neben der Kommunikation über Pager und Walkie-Talkies über "andere geheime Kommunikationsmittel".

So habe die Bewegung seit Jahren ein eigenes "internes Telekommunikationsnetz" aufgebaut, das sie für die "Kommunikation zwischen den Regionen und mit ihren Anführern nutzt".

Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es jedoch, dass die Bewegung auch an diesem Netz zweifelt.

Die Hisbollah vermute, dass "ein Teil dieses Netzes im Süden des Landes von Israel infiltriert worden sein könnte".

se/gt

CW

Account

Waiting list for the personalized area


Welcome!

InfoBud.news

infobud.news is an AI-driven news aggregator that simplifies global news, offering customizable feeds in all languages for tailored insights into tech, finance, politics, and more. It provides precise, relevant news updates, overcoming conventional search tool limitations. Due to the diversity of news sources, it provides precise and relevant news updates, focusing entirely on the facts without influencing opinion. Read moreExpand

Your World, Tailored News: Navigate The News Jungle With AI-Powered Precision!