2024-10-01 03:20:00
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Ein Kaltstart mitten im Rennen: Kamala Harris will das Weiße Haus erobern

(AFP) Mitten im Rennen die Pferde zu wechseln wird gemeinhin nicht empfohlen, aber die Demokratische Partei hatte keine andere Wahl: Als im Sommer für alle in den USA offensichtlich wurde, dass Präsident Joe Biden aufgrund seines hohen Alters einer zweiten Amtszeit nicht gewachsen sein würde, sprang seine Stellvertreterin Kamala Harris in die Bresche.

Nur drei Monate vor der Wahl übernahm sie in einer Art Kaltstart die Kandidatur, holte in den Umfragen deutlich auf und gab ihrer Partei neue Hoffnung, dass die schon verloren geglaubte Wahl doch noch gewonnen werden könnte.

Sollte die 59-jährige Vizepräsidentin am 5. November den Sieg erringen, gelänge ihr Historisches: Sie wäre die erste Frau an der Spitze der Vereinigten Staaten, die erste schwarze Politikerin im wohl mächtigsten Amt der Welt und zudem die erste mit asiatischen Wurzeln.

In ihrer Kampagne schlägt Harris eine völlig andere Tonart an als das Lager des politischen Gegners: Sie wolle "Bitterkeit, Zynismus und die spaltenden Auseinandersetzungen der Vergangenheit" überwinden.

"Ich verspreche, eine Präsidentin für alle Amerikaner zu sein", lautet ihr Credo. Dazu passt ihre Ankündigung, im Falle eines Wahlsieges einen Republikaner in ihr Kabinett zu holen.

Zugleich wendet sich Harris an die vom Preisanstieg besonders gebeutelte Mittelschicht, der sie mit Steuererleichterungen neue Chancen, eine "Wirtschaft der Möglichkeiten" eröffnen will.

Harris kam 1964 im kalifornischen Oakland als Tochter einer Krebsforscherin aus Indien und eines Ökonomen aus Jamaika zur Welt.

Die Ausgrenzung von Schwarzen erfuhr sie als Kind am eigenen Leib, und schon als kleines Mädchen nahm sie mit ihren Eltern an Bürgerrechtsdemos teil. Ihre Eltern ließen sich scheiden, als sie sieben Jahre alt war.

Bildung war der Weg, den es einzuschlagen galt. Harris studierte an der Howard-Universität in Washington sowie an der Universität von Kalifornien Politik, Wirtschaft und Recht - und legte anschließend in Kaliforniens Justizapparat eine steile Karriere hin.

2011 trat sie als erste Frau mit indisch-afroamerikanischen Wurzeln das Amt als Generalstaatsanwältin von Kalifornien an.

Kritiker warfen ihr einen überharten Kurs gegen Kleinkriminelle vor - auf Kosten von Minderheiten. Ihrem weiteren Aufstieg schadete dies nicht.

2016 wurde Harris in den US-Senat gewählt, drei Jahre später bewarb sie sich dann erstmals um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten.

Damals sorgte sie mit einer harten Attacke auf Biden im Streit um die Diskriminierung von Afroamerikanern für Wirbel. Biden verzieh der frühzeitig gescheiterten Konkurrentin jedoch und rekrutierte sie als seine Vize.

In diesem Amt galt Harris lange als blasse Figur und verzeichnete schlechte Umfragewerte.

Dies lag teils am Amt selbst, denn die Vizes haben es meist schwer, aus dem breiten Schatten des Präsidenten hervorzutreten. Zudem hatte ihr Biden das schwierige Thema Einwanderung überlassen, bei dem sie weitgehend erfolglos agierte.

Als Kandidatin der Demokraten gewann Harris seit dem Sommer jedoch mit jedem Tag an Kontur und wurde für die Wähler greifbarer.

Beim TV-Duell mit Trump am 10. September zeigte sie vor Millionen Zuschauern Nervenstärke und Schlagfertigkeit und ging als klare Punktsiegerin aus der Debatte hervor.

In den Umfragen liegt sie mit Trump seit Wochen Kopf an Kopf, teils landesweit sogar vor ihm.

Die beherrscht wirkende Harris führt einen kontrollierten Wahlkampf, bereitet sich akribisch vor, gibt wenige Interviews und will nichts dem Zufall überlassen.

Sich nicht zu sehr auf eine Position festzulegen, mag dabei Teil ihrer Strategie sein.

So wird Harris immer wieder vorgeworfen, in ihren politischen Positionen unscharf oder opportunistisch zu sein, etwa beim Fracking. 2019 wollte sie dies in Pennsylvania verbieten.

Inzwischen befürwortet sie die umweltschädliche Fördermethode: Pennsylvania ist einer der wichtigsten US-Bundesstaaten für den Wahlausgang und Fracking dort inzwischen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.

Harris kann nun das schaffen, woran vor acht Jahren noch Ex-Außenministerin Hillary Clinton gegen Trump gescheitert war und als erste Frau an die Spitze der Vereinigten Staaten aufsteigen.

Es fragt sich, ob ihre positive Botschaft bei genügend Wählern verfängt: Die Zerwürfnisse der Ära Trump und die zuletzt mangelnde Aufbruchstimmung unter  Biden mit einem optimistischen Neuanfang hinter sich zu lassen.

Harris ist mit dem jüdischen Rechtsanwalt Doug Emhoff verheiratet, der zwei Kinder mit in die Ehe brachte, die sie "Momala" nennen.

Sollte Harris die Wahl am 5. November gewinnen, würde auch ihr Ehemann in die Geschichtsbücher aufgenommen: als erster "First Gentleman" der USA.

ju/cp

CW

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