Riga entsendet Kriegsschiff nach Beschädigung von Unterwasserkabel in der Ostsee
(AFP) Einen Monat nach der mutmaßlichen Sabotage an mehreren Unterwasserkabeln in der Ostsee ist erneut ein Unterwasserkabel in der Region beschädigt worden. Die schwedische Staatsanwaltschaft nahm am Sonntag Ermittlungen wegen "schwerer Sabotage" auf und beschlagnahmte ein verdächtiges Schiff.
Am frühen Morgen war ein Glasfaserkabel zur Datenübertragung zwischen Schweden und Lettland schwer beschädigt worden - nach Angaben des lettischen Radio- und Fernsehzentrums als Betreiber des Kabels "durch äußere Faktoren".
Lettland entsandte daraufhin ein Kriegsschiff in die Region und identifizierte nach eigenen Angaben ein "verdächtiges Schiff", die "Michalis San".
Laut Websites zu Schifffahrtsdaten war dieses auf dem Weg nach Russland.
Die schwedische Staatsanwaltschaft verkündete am Abend die Beschlagnahmung des verdächtigen Schiffes. Das nationale Polizei-Einsatzzentrum, die Küstenwache und die Armee seien an den Ermittlungen wegen des Verdachts der "schweren Sabotage" beteiligt, sagte Staatsanwalt Mats Ljungqvist.
Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson erklärte, Schweden, Lettland und die Nato arbeiteten bei der Untersuchung des Vorfalls zusammen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach den betroffenen Ländern die "volle Solidarität" der Europäischen Union aus. Die "Widerstandsfähigkeit und Sicherheit" der kritischen Infrastruktur sei für die EU von höchster Bedeutung, erklärte sie im Onlinedienst X.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 sind in der Ostsee bereits mehrfach wichtige Telekommunikations- und Stromkabel beschädigt worden.
Experten gehen davon aus, dass es sich um hybride Angriffe gegen den Westen im Auftrag Russlands handelt.
Zuletzt waren am ersten Weihnachtstag vier Telekommunikationskabel und ein Stromkabel in der Ostsee zwischen Finnland und Estland beschädigt worden. Die finnischen Behörden vermuten, dass der Anker eines vom russischen St. Petersburg aus gestarteten Öltankers die am Boden der Ostsee verlaufenden Kabel beschädigt hat.
Die finnischen Behörden ermitteln wegen des Verdachts der "schweren Sabotage".
Die Nato hatte wegen der Serie mutmaßlicher Sabotageakte in der Ostsee verstärkte Patrouillen angekündigt. Mit Kriegsschiffen, Aufklärungsflugzeugen, Satelliten und Drohnen will das Verteidigungsbündnis bei der Mission "Baltic Sentry" das Seegebiet überwachen.
Als mutmaßlicher direkter Verursacher der Kabelschäden gilt die sogenannte Schattenflotte von oft veralteten und unter fremder Flagge fahrenden Schiffen, mit denen Russland das im Zuge des Ukraine-Kriegs verhängte Öl-Embargo umgeht.
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