2025-05-12 11:16:18
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Kurdenführer Öcalan: Nach Jahrzehnten in Haft immer noch eine Autorität

(AFP) Seit mehr als 26 Jahren sitzt Abdullah Öcalan auf der Insel Imrali in der Türkei im Gefängnis. Doch dass die Autorität des 76-jährigen Gründers und Anführers der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) bis heute ungebrochen ist, hat die Organisation selbst mit ihrer Erklärung vom Montag bewiesen: Die PKK hat sich aufgelöst - rund zweieinhalb Monate, nachdem Öcalan dazu aufgerufen hatte.

Bis heute darf das Bild des Mannes mit dem buschigen Schnauzbart auf keiner Kurden-Demo fehlen, ob in der Türkei oder im Ausland.

Für die konservativ-nationalistische Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan in Ankara führte kein Weg an Öcalan vorbei, wenn sie den Kurden-Konflikt eines Tages politisch lösen wollte.

Der Chef der mit Erdogan verbündeten rechtsnationalistischen Partei MHP hatte Öcalan im Herbst eine Freilassung aus seiner Isolationszelle auf der Gefängnisinsel Imrali in Aussicht gestellt, sollte er die PKK-Kämpfer dazu aufrufen, die Waffen niederzulegen.

Ob Öcalan nun tatsächlich freikommt, erscheint aber fraglich.

Ein Verantwortlicher von Erdogans AKP erklärte, Öcalan selbst habe erklärt, die Gefängnisinsel Imrali nicht verlassen zu wollen. "Er weiß, dass er ein Sicherheitsproblem hat, sobald er herauskommt", sagte er.

Allerdings soll es Hafterleichterungen geben, Treffen mit Familienangehörigen und politischen Weggefährten sollen häufiger stattfinden können.

Öcalan ist eine der großen Symbolfiguren für den Kampf der Kurden für ihre Rechte und für mehr Autonomie gegen den türkischen Staat, in dessen Verlauf seit 1984 mehr als 40.000 Menschen getötet wurden.

Der spätere PKK-Anführer wurde am 4. April 1949 im Dorf Ömerli im Südosten der Türkei geboren und wuchs als eines von sechs Geschwistern einer türkisch-kurdischen Bauernfamilie auf. Seine Muttersprache ist Türkisch.

Während seines Politikstudiums an der Universität in Ankara wurde er zum linken Aktivisten, 1972 kam er zum ersten Mal ins Gefängnis.

Sechs Jahre später gründete er im kurdischen Südosten der Türkei die marxistisch inspirierte PKK, die zunächst einen unabhängigen Kurdenstaat, später umfassende Autonomie für das größte staatenlose Volk der Welt forderte.

1984 griff die Untergrundbewegung zu den Waffen.

Öcalan flüchtete nach Syrien und führte den Kampf von dort aus weiter, was zu Spannungen zwischen Damaskus und Ankara führte.

1998 musste er das Land verlassen, floh nach Russland, weiter über Italien nach Griechenland, auf der Suche nach einem Zufluchtsort.

Schließlich landete er im griechischen Konsulat in Kenia. US-Agenten spürten ihn auf, informierten die Verbündeten in Ankara, die ihn 1999 in einer filmreifen Aktion zurück in die Türkei brachten.

Noch im selben Jahr wurde er wegen Hochverrat zum Tode verurteilt.

Das Urteil wurde jedoch nicht sofort vollstreckt. 2002, als die Türkei die Todesstrafe abschaffte, wurde es in lebenslange Haft umgewandelt.

Die meiste Zeit war Öcalan in seiner Zelle auf der Insel im Marmarameer völlig isoliert. Weder seine Familie noch sein Anwalt durften ihn besuchen.

Die Festnahme des Staatsfeindes Nummer Eins war ein politischer Triumph für die türkische Regierung.

Den Kurdenkonflikt beendete sie damit nicht.

Für viele Kurden ist Öcalan ein Held, den sie "Apo" - Onkel - nennen, Türken hingegen sprechen von ihm oft als "bebek katili" (Babykiller). Nicht nur die Türkei, sondern auch die USA und die Europäische Union stufen die PKK als Terrororganisation ein.

2008 gab es zaghafte Bemühungen, das "Kurdenproblem" der Türkei zu lösen.

Einige Jahre später nahm Öcalan an den ersten inoffiziellen Friedensgesprächen teil, die Hoffnung auf ein Ende des Aufstands und eine gerechte Lösung für die Kurden weckten. Doch im Juli 2015 scheiterte der Dialog und der Konflikt wurde erneut entfacht.

Mit ihren Panzern und Kampfdrohnen trieb die türkische Armee die meisten kurdischen Kämpfer in die Berge im benachbarten Irak und teils nach Syrien, wo Ankara sie weiter bekämpft.

Ende Dezember erhielt Öcalan seinen ersten politischen Besuch seit fast einem Jahrzehnt - zwei Abgeordnete der pro-kurdischen Partei DEM.

Im Februar dann rief er dazu auf, das Kapitel PKK zu schließen - viereinhalb Jahrzehnte, nachdem er selbst es eröffnet hatte.

se/ju

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