EU-Kaufzusage für massenhaft fossile Energie aus den USA wirft Fragen auf
(AFP) Die von US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verkündete Einigung im transatlantischen Zollstreit umfasst nicht nur Zölle - die EU hat außerdem den Kauf großer Mengen fossiler Brennstoffe aus den USA zugesagt.
Energieprodukte im Wert von 750 Milliarden Dollar sollen die Europäer demnach in den kommenden drei Jahren abnehmen. Diese Zusage wirft Fragen auf und alarmiert Klimaschützer.
Werden derartige Mengen Öl und Gas überhaupt benötigt?
Die EU-Kommission versichert, die Zusage nicht nur geleistet zu haben, um Trump zu beschwichtigen, sondern auch den Bedarf analysiert zu haben. Es gehe demnach um mittelfristigen Ersatz für Energielieferungen aus Russland, die bis Ende 2027 wegen des Angriffs auf die Ukraine gänzlich eingestellt werden sollen.
Im vergangenen Jahr bezogen die EU-Staaten Öl und Gas im Wert von rund 70 Milliarden Dollar aus den USA.
750 Milliarden Dollar in drei Jahren, also 250 Milliarden Dollar pro Jahr, wären eine Verdreifachung dieser Menge. Insgesamt importierte die EU nach Angaben von Eurostat im vergangenen Jahr Energieprodukte im Wert von 375,9 Milliarden Euro (435,5 Milliarden Dollar).
Mancher Experte hält die neu ausgehandelte Importmenge in mehrfacher Hinsicht für unrealistisch.
Laut Simone Tagliapietra, Analyst beim europäischen Thinktank Bruegel, dürften die Exportkapazitäten der USA für solche Mengen nicht ausreichen. Und auf der Nachfrageseite seien es "die Marktdynamiken, die die Entscheidungen der Energieunternehmen bestimmen" und nicht die Ankündigungen der Europäischen Kommission.
"Die Gasnachfrage in Europa ist rückläufig", betont auch Ana Maria Jaller-Makarewicz vom Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA).
2024 waren die Importe im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.
Bei einem großen Teil der zugesagten Energieimporte geht es um Flüssigerdgas (LNG), das per Schiff transportiert und dann an Europas Küsten regasifiziert und in die Netze eingespeist wird.
Die USA liefern derzeit rund die Hälfte der EU-Importe, Russland liegt mit 20 Prozent Anteil auf Platz zwei. US-Gas wird mehrheitlich mittels der umstrittenen Fracking-Technologie gewonnen, die Kritiker für höchst umweltschädlich halten.
Klimaschützer sehen zudem einen klaren Widerspruch der Kaufzusage für fossile Brennstoffe zu den Klimaschutzambitionen der EU.
"Die Kommission riskiert, eine katastrophale Abhängigkeit durch eine andere zu ersetzen", warnte Greenpeace bereits im Mai. Statt russischem Gas würde die EU sich von den USA abhängig machen.
François Gemenne, belgischer Klimaforscher und Mitverfasser des sechsten Weltklimaberichts, kritisiert eine "Unterwerfung unter die fossile Politik von Donald Trump".
Der US-Präsident hatte das Treffen mit von der Leyen am Sonntag auch gleich für scharfe Kritik am Ausbau der Windkraft in Europa genutzt.
Der Deal mit Trump gefährde die EU-Strategie für die Versorgungssicherheit, "die auf der Diversifizierung der Energieversorgung, der Entwicklung erneuerbarer Energien und der Verbesserung der Energieeffizienz beruht", sagt Aymeric Kouam vom Energie-Thinktank Strategic Perspectives.
Die Kommission entgegnet, es gehe nur um Importe für die nächsten drei Jahre, um das Ende des russischen Gases zu überbrücken.
"Dies widerspricht in keiner Weise unseren langfristigen Klimazielen", versicherte eine Sprecherin. Auch könne im Rahmen des US-Deals statt fossiler Brennstoffe moderne Kernkrafttechnologie aus den USA bezogen werden.
pe/ilo
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