Lagarde sieht wegen Trumps Politik Chance auf stärkere Rolle für den Euro

(AFP) Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, sieht die Weltordnung durch die Politik von US-Präsident Donald Trump "bis in ihre Grundfesten erschüttert". Bei "geschicktem Vorgehen" könnten sich allerdings auch neue Chancen für die europäische Wirtschaft auftun, und der Euro könnte künftig eine größere Rolle auf der internationalen Bühne spielen, sagte Lagarde am Montag in einer Rede an der Hertie School in Berlin.

In den vergangenen 80 Jahren hätten Offenheit und Multilateralismus - federführend gestützt durch die USA - die Eckpfeiler einer florierenden Weltwirtschaft gebildet, sagte Lagarde.

Die USA hätten sich für ein regelbasiertes internationales System eingesetzt und den Dollar als globale Reservewährung verankert. "Damit ebneten sie den Weg für eine Ausweitung des Handels und der Finanzierungsströme." Die Europäische Union habe "immens" von dieser Weltordnung profitiert.

Doch nun seien "Nullsummendenken und bilaterale Machtspiele" an die Stelle der multilateralen Zusammenarbeit getreten.

"Nun heißt es: Protektionismus statt Offenheit", sagte Lagarde. Selbst über die Vormachtstellung des Dollar als Eckpfeiler des Systems herrsche Unsicherheit.

Hier liegen laut Lagarde Chancen für den Euro.

Aktuell sei die europäische Gemeinschaftswährung mit einem Anteil von rund 20 Prozent an den Devisenreserven die zweitwichtigste Währung der Welt nach dem Dollar, dessen Anteil 58 Prozent betrage.

Eine Stärkung der internationalen Rolle des Euro könne sich positiv auf den Euroraum auswirken, so Lagarde: So könnten Regierungen und Unternehmen in der EU günstigere Kredite aufnehmen.

Wechselkursschwankungen könnten der EU dann weniger anhaben und Europa wäre besser gegen Sanktionen und andere Zwangsmaßnahmen gefeit.

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