Dissens in der Koalition: Klingbeil kritisiert Reiches Renten-Vorstoß scharf
(AFP) Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) hat die umstrittene Forderung von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) nach einer längeren Lebensarbeitszeit scharf zurückgewiesen. "Sowas sagt sich ganz einfach, wenn man irgendwie im schönen Sessel in Berlin sitzt", sagte der SPD-Chef am Dienstag den Sendern RTL und ntv.
"Aber man sollte mal hinausgehen zu den Menschen ins Land, die als Dachdecker auf dem Dach stehen, die als Pflegekräfte arbeiten, die als Erzieherin arbeiten und sich wirklich kaputt machen", sagte Klingbeil.
Reiche hatte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom Samstag gesagt, die Lebensarbeitszeit müsse steigen.
Der demografische Wandel und die weiter steigende Lebenserwartung machten das "unumgänglich". Es könne "jedenfalls auf Dauer nicht gut gehen, dass wir nur zwei Drittel unseres Erwachsenenlebens arbeiten und ein Drittel in Rente verbringen".
Klingbeil widersprach seiner Kabinettskollegin.
"Diesen Menschen jetzt zu sagen, wir wollen, dass ihr noch länger arbeitet, das ist schon ein Schlag ins Gesicht für viele", sagte der Bundesfinanzminister. In den Koalitionsverhandlungen sei sehr klar gesagt worden, dass es keine Erhöhung des Renteneintrittsalters geben werde.
"Das ist verabredet zwischen Union und SPD", betonte Klingbeil.
"Was wir allerdings wollen, und darauf sollten wir uns konzentrieren, ist, dass wir Menschen, die in Rente gegangen sind, sagen: Wir sorgen dafür, dass es für euch attraktiver ist, noch weiter zu arbeiten, wenn ihr das wollt, auf freiwilliger Basis, damit mehr Geld überbleibt von dem Lohn."
Klingbeils Parteikollege, SPD-Parlamentsgeschäftsführer Dirk Wiese nannte Reiches Vorschlag "unterkomplex".
Eine pauschale Anhebung des Renteneintrittsalters ignoriere "die unterschiedlichen Lebensrealitäten der Beschäftigten - insbesondere in besonders belastenden Berufen", sagte Wiese der Nachrichtenagentur AFP. "Stattdessen brauchen wir flexible Übergänge in die Rente und eine bessere Unterstützung bei der Anerkennung von Erwerbsminderung." Wiese forderte, dass zugleich die Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer durch altersgerechte Arbeitsplätze und Weiterbildung erhöht werden müsse.
"Frau Reiche sollte sich zudem stärker ihren Kernaufgaben als Wirtschaftsministerin widmen", kritisierte Wiese.
"Die deutsche Stahlindustrie wartet seit Monaten auf konkrete Unterstützung im internationalen Wettbewerb, insbesondere nach den unbefriedigenden Zoll-Verhandlungen der EU."
hol/hcy
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